„Je suis né à Venise, l’an 1707, dans une grande et belle maison, située entre le pont de Nomboli et celui de Donna onesta, au coin del rue de Ca’ Centanni, sur le paroisse de S. Thomas”
[Ich wurde 1707 in Venedig geboren, in einem schönen großen Haus, das sich zwischen der Nomboli- und der Donna onesta-Brücke befindet, an der Ekce zur Gasse Ca’ Centanni, in der Pfarre San Tomà]
So erinnert sich der achtzigjährige Carlo Goldoni, der seit mittlerweile 25 Jahren in Paris lebt, am Anfang seiner Mémoires an sein Geburtshaus in Venedig. Ca‘ Centani oder Centanni, besser bekannt als „Casa di Carlo Goldoni“ wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Es handelt sich um einen typisch gotischen Palast, der nicht außerordentlich groß war, jedoch auch heute noch trotz der zahlreichen Umbauten den Aufbau und die typischen Elemente der venezianischen Wohnhausarchitektur zwischen Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts aufweist.
Das dominante Element ist das schöne vierbogige Fenster mit seinen schmalen Säulen und den auf Höhe des Hauptgeschoßes befindlichen Kielbögen. Das Erdgeschoß mit seinem typischen, archaisch wirkenden Cottoboden besteht aus einem Eingangsraum mit Laubengang hin zum Wasserufer und einem zauberhaften Hof mit freistehender Treppe, die auf abfallenden Spitzbögen ruht, mit Balustrade aus Pietra d’Istria mit einfachen zylinderförmigen kleinen Pfosten, Löwen und Zapfen. In den oberen Stockwerke befindet sich ein kleiner durchgehender Salon, von dem die anderen Räume des Hauses ausgehen, der unregelmäßige Grundriss hat ihm jedoch die Funktion der zentralen Achse, die der sog. „Portego“ bei dieser Art von Bauwerken normalerweise erfüllte, teilweise entrissen.
Der Palast, der Eigentum der Familie Rizzi war (am Brunnen im Hof ist ein eingemeißelter Igel (ital. riccio) zu sehen, der auch im Familienwappen vorhanden ist), wurde an die Familie Zentani oder Centani vermietet, von der er seinen zukünftigen Namen erhielt. Er beherbergte auch eine blühende Kunst- und Literaturakademie. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts ließ sich der Großvater väterlicherseits von Carlo Goldoni, Carlo Alessandro, ein Notar, der aus Modena stammte, hier nieder. Die Familie Goldoni blieb bis zum Jahre 1719 in diesem Haus, in dem Carlo am 25. Februar 1707 zur Welt kam. 1914 kauften Aldo Ravà, ein angesehener Gelehrter des 18. Jahrhunderts in Venedig, Graf Piero Foscari und Commendatore Antonio Pellegrini den Palast von der letzten Eigentümerin, der Gräfin Ida Manassero Camozzo.
Ihre Idee bestand darin, ihn in ein Museum zu verwandeln, das im Namen des großen Lustspieldichters der gesamten italienischen Schauspielkunst gewidmet werden sollte, doch das Projekt wurde durch den Ausbruch des Kriegs unterbrochen. 1931 wurde Ca‘ Centani der Gemeinde Venedig geschenkt, damit der Palast renoviert und ein Goldoni-Museum sowie ein Zentrum für Theatralische Studien eingerichtet würde. Die neuen Kriegsgeschehen verlangsamten die Renovierungsarbeiten, die erst 1953 abgeschlossen wurden, und in diesem Jahr wurde das Casa di Carlo Goldoni für das Publikum geöffnet.